Sonntags-Wort

27.So: Weinberg-Lied

Das Weinberglied aus dem Buch Jesaja ist ein Ausdruck der Liebe Gottes zu Israel und in weiterer Folge natürlich zu seiner ganzen Schöpfung. 

Der Prophetentext schildert einen Winzer, der mit großem Engagement einen Weinberg anlegt und ihn dann durch einen Zaun schützen will. Der Winzer hat große Freude an seinem Garten und wartet voll Hoffnung, dass die Rebstöcke blühen und Früchte bringen. Doch es gibt nur saure Trauben zu ernten. 

In seiner Enttäuschung beschließt er, die Zäune einzureißen und den Weinberg für alle zugänglich zu machen, was auch die Verwüstung durch Eindringliche zulässt. Im Psalm 80 begegnet uns dieses Thema mit der Klage des Beters: „Warum rissest du die Mauern des Weinbergs ein?“

In dieser Erzählung vom Weinberg ist eine doppelte Erfahrung niedergeschrieben: Einerseits wird der Glaube an den guten Anfang bestätigt, dass alles mit Liebe geschaffen ist. Darin spiegelt sich auch die tiefe Sehnsucht in uns nach dem Paradiesgarten.

Andererseits erzählt der Text auch von der Erfahrung der Unfruchtbarkeit und der Verwüstung. Auch das sind Tatsachen, die wir kennen.

Jesus greift dieses bekannte Weinberg-Thema in einem seiner Gleichnisse auf: 

das Fehlen der erwarteten Früchte führt er auf rücksichtlose Winzer zurück, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Ihnen wird ein schlechtes Ende prophezeit. Das Himmelreich wird ihnen weggenommen.

Doch mit dem Hinweis auf die Sendung des Sohnes eröffnet Jesus auch eine neue Perspektive: der Sohn, den die Winzer umbringen, wird verglichen mit einem Stein, den die Bauleute missachten; aber gerade dieser Stein wird zum Eckstein, zum Fundament, auf dem der Schöpfer sein Bauwerk weiterbaut.

Übersetzt in unsere Zeit:

Auch heute gibt es rücksichtslose Menschen, die nur auf ihren eigenen Vorteil schauen. (Vielleicht ist auch einen Anteil in uns.) In dieser Lebenshaltung jedoch kann das Reich Gottes nicht erkannt und empfangen werden.

Nur wer auf die Liebe des Sohnes achtet und sie zu seinem Lebensfundament macht, kann auch mitten in schwierigen Lebenssituationen auf Zukunft hoffen und die Früchte des Reiches Gottes genießen. 

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